La manifestation

Auftakt der EURETES-Sommerschule: Depolitisierung des Demos: Die Zukunft der Demokratie?

10. Juni 2025
18:00 - 19:30

Veranstaltungs-Infos

Zur Eröffnung der EURETES Sommerschule geht es um "Demos: Strukturen und Praktiken politischer Partizipation". Larissa Wallner analysiert in ihrem deutschsprachigen Vortrag den Begriff und die Gründe für die Depolitisierung des demokratischen Souveräns und zeigt Perspektiven demokratischer Resilienz unter Rückgriff auf Immanuel Kant und Hannah Arendt auf. Auf einen englischsprachigen Kommentar von Clementina Gentile Fusillo folgt eine Diskussion, moderiert von Sandra Seubert (Goethe-Universität).

Wenige Bücher wirken im Rückblick so prophetisch wie Sheldon Wolins „Democracy Incorporated“ von 2008. Parallel zum großen Bankencrash im gleichen Jahr schilderte der Politologe aus Princeton darin den kritischen Status der amerikanischen Demokratie. Seine Beobachtung: Big Business und hohe Politik arbeiten gemeinsam an der Schleifung des demokratischen Souveräns, indem sie den „Demos“ bevormunden, täuschen, entmutigen und so sukzessive depolitisieren. „Invertierter Totalitarismus“ war Wolins prägnante Formel dafür. Mit dem „neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (Habermas), von dem Wolin noch kaum etwas wissen konnte, hat sich diese Beobachtung in den letzten Jahren auf dramatische Weise bestätigt. Gefüttert durch gezielt inszenierte Lügen, emotionalisierende Adressierung und orwell’schen Doublespeak, seit eigenen Jahren auch KI-generiert, wirkt der Demos nunmehr nicht nur demokratisch depolitisiert, sondern antidemokratisch mobilisiert. Der Glaube an einen aufgeklärt-mündigen Demos wirkt dagegen zuweilen wie ein Atavismus aus besseren Zeiten, dem der „neue Strukturwandel“ die Existenzgrundlage entzogen hat.

Das European Research Training in Social Sciences EURETES „Faire société“ wird von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Centre Georg Simmel an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) getragen. Sein Ziel ist es, die europäische Vernetzung in Studium und Forschung zu stärken, indem es einen Rahmen für gemeinsam organisierte wissenschaftliche Veranstaltungen bietet. Thematisch fragt es nach dem sozialen Zusammenhalt– aus einer multidisziplinären und deutsch-französischen Perspektive heraus, die für andere europäische und/oder globale Kontexte offen ist. Diese Frage steht aktuell in den meisten westlichen Demokratien auf der Tagesordnung, sind diese doch durch politische und soziale Fragmentierung, aggressive Proteste oder Hassreden akut gefährdet. Wie lassen sich die Qualität und die Intensität der Bindungen, die die Mitglieder einer Gesellschaft miteinander eingehen und die ihre Zugehörigkeit zu einem Ganzen besiegeln, aufrechterhalten und erneuern, und welche Rolle spielen dabei Solidarität und gemeinsame Werte? Besondere Aufmerksamkeit soll dabei der Untersuchung von historischer Dimension der Prinzipien gesellschaftlichen Miteinanders zukommen.

Um das bereits reichhaltige Angebot der Förderung von deutsch-französischen Kooperationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu ergänzen, stützt sich das EURETES „Faire société“ auf drei Prinzipien: Das Programm dient der Integration aller early-career-Phasen in die Wissenschaftskooperation, indem sich seine Veranstaltungen gleichermaßen an fortgeschrittene Studierende, Doktorand*innen und Postdocs richten; es stellt die Mehrsprachigkeit in den Mittelpunkt und fördert ausdrücklich den Gebrauch anderer Wissenschaftssprachen als Englisch; es macht die Trilateralität zu einem Prinzip der internationalen Wissenschaftskooperation, indem möglichst jede im Rahmen von EURETES angebotene Veranstaltung gemeinsam mit einem dritten europäischen Partner organisiert wird.

Eintritt frei. Interessierte können sich gerne bei Andreas Häckermann haeckermann@em.uni-frankfurt.de anmelden

10. Juni 2025
18:00 - 19:30

Eintritt: Eintritt frei

Forschungskolleg Humanwissenschaften
Am Wingertsberg 4
61348 Bad Homburg
Deutschland