Residenz CINE-MEDIA

Bild: Pierre-Jerôme Adjedj

Deepfake: Das Wahre vom Falschen – ein innovatives FabLab in Deutschland, um Deepfakes zu verstehen und Jugendliche für die Medien und ihren Einfluss zu sensibilisieren.

Was ist die Residenz CINE-MEDIA?

Die vom Institut français Deutschland getragene Kreativresidenz CINE-MEDIA, die 2018 in Berlin gestartet wurde, ermöglicht es deutschen und französischen Schülerinnen und Schülern der neunten Klasse, ohne notwendige Vorkenntnisse der Partnersprache drei Tage gemeinsam in Deutschland im Rahmen eines medien- und informationspädagogischen Aufenthalts zu verbringen. Auf dem Programm stehen Masterclasses und Workshops, die von Fachleuten aus dem audiovisuellen Bereich geleitet werden, sowie Kinobesuche und das Produzieren von sehr kurzen Kurzfilmen. Ziel ist es, den Jugendlichen die notwendigen Codes zur Entschlüsselung der von den Medien vermittelten Inhalte zu geben und ihnen gleichzeitig die Gelegenheit zu bieten, in einem spaßigen Rahmen Jugendliche aus dem Nachbarland zu treffen.

Die Ausgabe 2023

Die CINE-MEDIA-Residenz findet traditionell während der Französischen Filmwoche in Berlin statt. Nach dem Erfolg der Berliner Ausgabe erweitert das Institut français Deutschland das Projekt 2023 um vier neue, ähnliche Residenzen in München, Köln und Weimar, die von den Außenstellen des Institut français Deutschland vor Ort unterstützt werden. Die französischen Partnerorte des Projekts sind die Gemeinde Valenton (Val-de-Marne), die den Austausch mit Berlin unterhält, die Rektorate des Bildungsbezirks Aix-Marseille, die mit der Stadt München in Kontakt stehen, sowie Amiens mit Weimar und Nizza mit Köln. Die Veranstaltung findet dieses Jahr vom 22. bis 26. November statt.

Für jede Residenz wird es, einem gemeinsamen Thema folgend, ein individuelles Programm und eigene Referentinnen und Referenten geben, jeweils angepasst an die lokalen Akteure der Medienerziehung, Journalisten- und Filmschulen usw. So werden 100 deutsche und französische Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 15 Jahren in Deutschland zusammenkommen, um sich mit den Themen Information und Desinformation zu beschäftigen.

In diesem Jahr wurde das Thema "Deepfake" ausgewählt. In kreativen Workshops, die von spezialisierten Referentinnen und Referenten geleitet werden, werden die Jugendlichen selbst gefakte Inhalte produzieren und so dazu gebracht, die Erstellung von Fakes zu hinterfragen.

Was sind Deepfakes?

Der Begriff Deepfake bezeichnet eine Tricktechnik, mit der digitale Inhalte (Video- oder Audioaufnahmen) erzeugt werden, die mithilfe von künstlicher Intelligenz verändert werden und eine hyperrealistische Darstellung ergeben, die oft nur schwer als solche zu erkennen ist. "Deepfake", das mit "zutiefst falsch" übersetzt werden könnte, ist eine Zusammenziehung der Begriffe "deep learning" und "fake", die sich auf die Funktionsweise von Software beziehen, die diese Technologie nutzt. Allgemeiner wird der Begriff verwendet, um Inhalte zu bezeichnen, die durch diesen Prozess produziert werden. Deepfakes stellen eine wachsende Gefahr dar, da sie die Verbreitung von Fake News begünstigen, indem sie diese sehr glaubwürdig machen, z. B. dadurch, dass sie das Gesicht und die Stimme einer Politikerin oder eines Politikers in ein Video einfügen und die Person eine Rede halten lassen, die nicht von ihr stammt.

Lokale und aktuelle Herausforderungen

Das Projekt bietet einen besonderen Rahmen für das Lernen angesichts der zunehmenden Entwicklung der digitalen Medien und der Veränderungen ihrer Nutzung und ermöglicht es, Desinformation zu bekämpfen. Es ist innovativ durch sein pädagogisches, spielerisches und interaktives Format und dank seines Workshop-Programms, das von Fachleuten aus dem audiovisuellen Bereich geleitet wird. Es macht die Jugendlichen des Programms zu Akteuren, da sie im Laufe eines der Workshops ein Video erstellen sollen.

Dieses Projekt wird auch den deutsch-französischen Dialog unter jungen Menschen fördern, indem es eine Erfahrung des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit bietet und gleichzeitig die Sprachbarriere abbaut. Die Residenzen sind so konzipiert, dass die fehlende Kenntnis der Sprache des Partners kein Hindernis für den Erfolg des Projekts darstellt.

Die Umsetzung dieses Projekts ermöglicht es schließlich, Bereiche zusammenzubringen, die selten miteinander in Kontakt kommen: die Welt der Bildung, die Welt der Kultur und die Berufswelt, und das alles in einem deutsch-französischen Kontext.

  • Partnerstädte: Was sind die Herausforderungen?

    "Eine große institutionelle Partnerschaft mit einem fremden Land ist immer eine Herausforderung, und wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg Bestand hat, ist das Vertrauen, das bei dieser Art von Projekt von entscheidender Bedeutung ist, vorhanden!"           

    Hasana Sadiki, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Valenton, zuständig für Kultur, Sport, Vereinsleben und Jugend.

    "Am Anfang der Geschichte steht eine wunderbare Begegnung": Wenn Hasana Sadiki, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Valenton, zuständig für Kultur, Sport, Vereinsleben und Jugend, über das Projekt spricht, betont sie die Bedeutung der menschlichen Dimension in der Partnerschaft zwischen den Orten und dem Institut français Deutschland. Bei ihrem Treffen mit dem Büro für Film und Medien lernte die Stadt ein innovatives Projekt, aber auch eine neue Herausforderung kennen, die es zu meistern galt: In Valenton gibt es nur wenige französische Schülerinnen und Schüler, die Deutsch lernen, und es besteht keine Nähe zur Film- und Medienbranche.

    Bei der ersten Durchführung im Jahr 2018 überzeugte der gute Verlauf des Projekts die Stadt, die Zusammenarbeit fortzusetzen: "Der Empfang und die Qualität der Aktivitäten und Projektmaßnahmen haben mich darin bestärkt, die Erfahrung zu wiederholen, zumal wir später das Label Cité Educative erhalten haben, das uns die Finanzierung dieses Projekts ermöglicht hat." Hasana Sadiki berichtet, dass die Schule die Finanzierung des Projekts übernommen hat.

    Dank der Begleitmaßnahmen wird das Residenzprogramm für die Jugendlichen zu einer einzigartigen Gelegenheit, sich mit einer anderen Kultur auseinanderzusetzen: "Die Sprache war kein Problem!"

    Die deutsch-französische Dimension zählt viel: "Frankreich und Deutschland haben eine große gemeinsame Geschichte und sind Säulen Europas. Es ist auch wichtig, dass unsere Jugendlichen sich dieser Tatsache bewusst sind, und sie dabei zu begleiten, ist eine unserer Pflichten."

    Aber was bringt die Partnerschaft mit dem Institut français Deutschland den Orten genau? Das Institut verfügt über ein dynamisches Netzwerk und weitreichende Kommunikationskanäle, wodurch die Partner in Deutschland bekannt gemacht werden können. "Da wir Partner sind, hebt uns das IFA in seinen Kommunikationsmitteln hervor. Dieses Projekt verschafft unserer Stadt also Sichtbarkeit." Außerdem ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern aus dem Ort eine lehrreiche Reise, indem es ihnen eine einzigartige interkulturelle Erfahrung bietet!

    Zwischen Herausforderung und Weltoffenheit bietet diese Zusammenarbeit den Orten eine einzigartige Verbindung mit Deutschland, und das alles in einem Rahmen, der für nicht zweisprachige Schülerinnen und Schüler geeignet ist. "Eine große institutionelle Partnerschaft mit einem fremden Land ist immer eine Herausforderung, und wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg Bestand hat, ist das Vertrauen, das für diese Art von Projekt unerlässlich ist, vorhanden", so Hasana Sadiki abschließend.

  • Tutorinnen und Tutoren: Wie sie den Aufenthalt betreuen

    "Ich versuche, den Workshop so zu gestalten, dass er einerseits ein Ort der Begegnung und des Respekts und andererseits ein Labor für die künstlerische Kreation im Team ist."

    Luis Schubert, Regisseur

    Die Residenzaufenthalte werden von einem Team von Tutorinnen und Tutoren betreut, die als Vermittler fungieren, damit die Jugendlichen im Rahmen des Projekts miteinander kommunizieren können. In Berlin sind es @Luc Lavault und @Luis Schubert, beide Filmemacher, die diese Rolle während des dreitägigen Aufenthalts übernehmen.

    Als ihnen das Projekt vom Büro für Film und Medien des Institut français Deutschland vorgeschlagen wurde, zeichnete es sich durch sein Format aus. Die Anwesenheit von jungen Schülerinnen und Schülern aus zwei Nationen erschien sofort als Pluspunkt: "Da ich bikulturell zwischen Deutschland und Frankreich aufgewachsen bin, schien der Workshop sofort zu meinem Profil zu passen", erklärt Luis Schubert. Die praktische Dimension war ebenfalls wichtig, da das Projekt die Jugendlichen dazu anleiten soll, ihre eigenen Inhalte zu produzieren. "Die Jugendlichen in die konkrete Herstellung, in das Tun hineinbringen", betont Luc Lavault.

    Bild: Maud Ruget

    Den Themen des Residenzprogramms kommt eine wesentliche Bedeutung zu. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler "die ihnen obliegende Verantwortung" bei der Erstellung von Inhalten verstehen, meint Luc Lavault. "Es handelt sich um eine Generation, die mit dem Medium Video aufgewachsen ist", sagt Luis Schubert. In einer Zeit, in der der Konsum von Videomaterial beispiellos ist, scheint es notwendig, der jungen Generation die Grundlagen der Herstellung von Videomaterial beizubringen: Die Idee ist, "eine Sensibilität für das Bild und ein Know-how" zu vermitteln.

    Was sind die Ziele des Residenzprogramms für die Betreuerinnen und Betreuer? In diesem Punkt sind sich die beiden Berliner Betreuer einig: Sie wollen eine kollektive kreative Erfahrung unter den Schülerinnen und Schülern schaffen, "sie zusammenbringen, miteinander interagieren lassen, kulturelle Brücken bauen, einfach nur kreativ sein. Das Kino ist dafür ideal, da es eine Teamarbeit ist!", erläutert Luis Schubert.

    Die Kommunikation zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mag auf den ersten Blick als Schwierigkeit erscheinen, stellt aber in Wirklichkeit kein echtes Problem dar: "Solange das Projekt sie interessiert und sie positiv agieren, gelingt es ihnen immer, zu kommunizieren. Im Grunde genommen: Wenn die Lust da ist, geht alles. Die Lust zu wecken, ist die Aufgabe von Luis und mir", fasst Luc Lavault zusammen. "Jedes Jahr ist es berührend zu sehen, wie sehr sich die Schülerinnen und Schüler, die am Anfang des ersten Tages oft schüchtern sind, im Laufe des Workshops öffnen, Spaß haben und während der Dreharbeiten gemeinsam nachdenken!", erzählt Luis Schubert.

    Die Personen, die den Workshop betreuen, sind frei in der Entwicklung des Themas für das jeweilige Jahr, was es den Akteuren ermöglicht, eigene Ideen zur Gestaltung einzubringen. "Die Freiheit, die Inhalte rund um das Thema zu gestalten, ist sehr motivierend! Es liegt an uns, uns das Thema anzueignen und einen konkreten Ablauf vorzuschlagen", erklärt Luc Lavault.

    In Zukunft erscheint ihnen eine Vielzahl von Themen interessant, die sie aufgreifen können. Was sich nicht ändert, ist ihre Motivation, das Projekt weiterhin zu betreuen!

    Bild: Clemence Viaud
  • Referentinnen und Referenten vom Fach: Die Weitergabe von Wissen

    "Manchmal war es ein echter Erfahrungsaustausch, ein gegenseitiges Lernen."

    Gerhard Funk, Regisseur

    Im Rahmen des Residenzprogramms werden zahlreiche Fachleute in das Projekt eingebunden, um Masterclasses zu präsentieren und Workshops mit den Schülerinnen und Schülern zu leiten. Gerhard Funk, Filmemacher, sprach mit den Schülerinnen und Schülern über künstliche Intelligenz. "Das Thema war für mich sehr wichtig", erklärt er: Künstliche Intelligenz spielt in unserem Leben eine immer größere Rolle, und es erschien ihm wesentlich, die Funktionsweise dessen, was "hinter dem Bild" passiert, vermitteln zu können.

    Die Arbeit mit einem so jungen Publikum konnte einige Schwierigkeiten mit sich bringen: "Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich für Schülerinnen und Schüler in diesem Alter noch zu technisch war, selbst wenn ich es stark vereinfachte, daher musste ich mich immer wieder neu an das Publikum anpassen", erläutert Gerhard Funk, der selbst ältere Schülerinnen und Schüler unterrichtet. "Gleichzeitig ist es eine Generation, die mit Werkzeugen geboren wurde, die ich erst lernen musste zu beherrschen. Manchmal war es ein echter Erfahrungsaustausch, ein gegenseitiges Lernen."

    Das zweisprachige und interaktive Format war auch eine Möglichkeit, auf weniger formelle Weise mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den Dialog zu treten. Gerhard Funk erzählt, dass es für ihn wichtig sei, seine Begeisterung für die neuen Technologien der künstlichen Intelligenz, aber auch seine Bedenken zu vermitteln. "Über künstliche Intelligenz zu sprechen ist essentiell, umso mehr bei einem jungen Publikum!", meint er abschließend.

  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer : Wie haben sie sich gefühlt?

    "Ich habe nicht erwartet, dass wir so viel mit den Deutschen reden!"

    Kimy, Teilnehmerin des Residenzprojekts

    Das Herzstück des Residenzprojekts CINE-MEDIA ist sein Publikum: Die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer nehmen an den Workshops teil und prägen den Verlauf und den Erfolg der Arbeiten. Ihre Rückmeldungen nach dem Projekt sind mehr als positiv:

    "Ich interessierte mich bereits sehr für Film, Theater und alles, was hinter der Leinwand passiert. Es war toll, die Möglichkeit zu haben, mit echten Profis zu sprechen! Man hat Leute kennengelernt, die man sonst nie getroffen hätte", erklärt Florence, eine deutsche Schülerin, die an dem Residenzprogramm teilnahm. Das Drehen der Videos hat die Schülerinnen und Schüler sehr beeindruckt: "Wir hatten alle eine Rolle, zum Beispiel habe ich die Kamera gehalten", erzählt Kimy, eine französische Schülerin.

    Bild: Maud Ruget

    Um sich mit den anderen Schülerinnen und Schülern zu unterhalten, wurden alle Mittel eingesetzt: deutsche, französische und englische Sprache, manchmal sogar Gesten oder Übersetzungssoftware. "Ich hatte nicht erwartet, dass man mit den Deutschen so viel spricht", scherzt Kimy, während Florence, eine andere deutsche Schülerin, erklärt, dass sie anfangs ein wenig Schwierigkeiten hatte, denn "die Franzosen sprechen schnell, viel schneller als die Lehrerin in der Schule". Diese Ungezwungenheit bei der Kommunikation überraschte die Lehrer sehr, ebenso wie die Geschwindigkeit, mit der die Dreharbeiten durchgeführt wurden.

    Die Themen waren den Schülerinnen und Schülern teilweise bekannt, aber alle konnten ihr Wissen vertiefen, z. B. über den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Wissenschaft. Die Betreuung wurde von allen geschätzt, sowohl von den Schülerinnen und Schülern als auch von den Lehrkräften: "Sie waren anspruchsvoll und hatten gleichzeitig ein offenes Ohr!", meint ein Lehrer.

    "Ich bin super stolz auf das, was wir geschafft haben!", so das Fazit von Florence.

Soutenu par le Ministère de l’Europe et des Affaires étrangères, l’Office franco-allemand pour la Jeunesse, le Fonds mobilité Erasmus+ , la Commune de Valenton, l'académie d'Aix-Marseille, de Nice et d'Amiens.