festival arabesques

Métamorphose: 10 Jahre deutsch-französisches Kulturfestival arabesques

01. September 2021 - 31. Dezember 2021

Veranstaltungs-Infos

Festveranstaltung am 22. Oktober 2021

„Sehr geehrte Frau Natur: Zypressen, so fern! Sie sind die Schönste der Gärtnerinnen, aber Ihre Hand versteckt uns oft die Erde. Ihre Engelsstimme bewohnt das Meer der Heiterkeit, aber Ihre bitteren Fluten zermürben die Erde. Das Auge Ihres Schweigens spiegelt sich in einem gestohlenen Spiegel. Liebe Windsbraut, erlauben Sie mir, mich von Ihnen zu verabschieden. Ich lasse mich bei den Antipoden der Landschaft nieder, wo ich im Stall der Sphinx wohnen und bei jeder Fehlzündung den Frühling entweihen werde. Ich versichere Sie, sehr geehrte Frau Natur, meiner gemischten Gefühle. Max Ernst.“

Das Misstrauen, das der Maler und Bildhauer Max Ernst in seinem „Brief an Frau Natur“ zum Ausdruck bringt, spiegelt die Gefühle, mit denen er als Kind zum ersten Mal einen Wald betritt: „draußen und drinnen zugleich, frei und gefangen“. Metamorphotische Wälder, Pflanzen und Tiere werden sein Werk durchziehen, die Natur wird zum Ort der Alpträume, des Verdrängten, der Zerstörung, aber auch dem Drang, sich ihr entgegenzustellen: „Die Freude an jeder gelungenen Metamorphose entspricht dem uralten vitalen Bedürfnis nach Befreiung aus dem trügerischen Paradies der fixen Erinnerungen und nach Erforschung eines neuen und ungleich weiteren Erfahrungsgebietes.“

Heute lassen steigende Meeresspiegel, schwere Unwetter und Dürrekatastrophen neue Landschaften sozialer Ungleichheit entstehen. Der Sturm, der in Form des Klimawandels als Katastrophe auf uns zukommt, fegt ewig gültig geglaubte Gewissheiten hinweg. Zugleich wird die Forderung nach einer kosmopolitischen Perspektive lauter. Rollen- und Geschlechterverhältnisse werden global in Frage gestellt. Bewegungen wie Fridays for Future und Scientists for Future suchen nach Synergien zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen Prozessen. Gestalterischer Freiraum, der Schutz von Natur, Umwelt und Menschenwürde, soziale Sicherheit und Lebensqualität für alle – können daraus neue Weltkarten entstehen ? Und kann das deutsch-französische Tandem Impulse für eine gemeinsame Vision Europas geben?

Für Max Ernst, Français de cœur, Allemand de naissance und „Inbegriff der deutsch-französischen Möglichkeit“ (wie Kunsthistoriker Werner Spies über ihn sagt) ist die Metamorphose die Möglichkeit, auf die Welt, in der wir leben, einen radikal anderen Blick zu werfen und mit dem ‚überspringenden Funken Poesie’ einzugreifen in das Weltgebäude – um dann vielleicht sagen zu können:

Wo vor jahren ein stern stand

da wächst jetzt ein stern

wo vor jahren ein berg stand

da wächst jetzt ein berg

wo vor jahren ein haus stand

da wächst jetzt ein haus

                                           Max Ernst

Veranstalter: Deutsch-französisches Kulturfestival arabesques

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01. September 2021 - 31. Dezember 2021

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