Europatag: "Ein anderes Europa"? Das Beispiel der Slowakei zwischen Realität und Fiktion nach dem Mauerfall

10. Mai 2021
18:30

Eastern, der 2015 erschienene Debütroman der Regisseurin Andrea Salajova, beschreibt eine gedemütigte Slowakei durch die Augen von Martin, einem Tänzer und Choreographen, der in Paris lebt und in sein Dorf zurückkehrt, um seinen Großvater auf seine letzte Reise zu begleiten. Aber es ist seine gesamte Familie, die seufzt: vor Frustration, Erschöpfung, Scham. Noch nie war der französische Ausdruck " Toute honte bue " so treffend. Bier und Wodka fließen frei in dieser ziellosen Welt: Während es den Neureichen gut geht, verzweifeln die neuen Armen. Andrea Salajova malt unverblümt den tragischen Kontrast zwischen der Rückkehr zum Nationalismus und dem Entstehen der Macht des Geldes, das sich nach dem Fall der Mauer durchsetzt. Gemeinsam mit der Autorin und unseren Gästen: Jean-Christophe Bas, Philippe Cerf, erster Berater an der französischen Botschaft in der Schweiz und ehemaliger französischer Generalkonsul im Saarland, und Théo Gambon, Student an der Universität des Saarlandes, werden wir uns fragen, ob die Slowakei von heute diesem Porträt ähnelt und, jenseits der Frage nach einem Europa der zwei Geschwindigkeiten, ob die heuristischen Kräfte der Fiktion nicht denen der geopolitischen Expertise, die begrenzt sind, überlegen sind.