Bild: Institut français Leipzig

Wettbewerb "Bertrand Herz" (1930-2021) Unsere Geschichte - Notre Histoire

Franzosen als Häftlinge, Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene in Thüringen - Schuljahr 2022/2023

Nach einer überaus erfolgreichen ersten Ausgabe im Schuljahr 2021/2022 wurde der Wettbewerb auch in diesem Schuljahr wieder ausgelobt: Alle Französisch lernenden Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 9 bis 11 waren eingeladen, nach den Spuren französischer Häftlinge der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora und deren vielen Außenlager, nach den Spuren von Kriegsgefangenen und/oder Zwangsarbeitern zu suchen und deren Biografien zu schreiben sowie dabei auch die deutsch-französische Geschichte am Ende des 2. Weltkrieges zu entdecken. Die Anwesenheit insbesondere von Zwangsarbeitern prägte vielfach das dörfliche oder städtische Leben, ist aber heute oft in Vergessenheit geraten.

Und auch wenn es sich bei den Außenkommandos der KZ in erster Linie um Arbeitslager handelte, so erfolgte die Vernichtung doch durch die Arbeitsbedingungen, durch Hunger, Krankheit und Misshandlungen. Viele der Häftlinge dieser Lager waren aus den Vernichtungslagern im Osten gekommen und so spielte insbesondere in den letzten Kriegsmonaten auch die Shoah und das Schicksal der deportierten französischen Juden eine besondere Rolle.

Bis zum Einsendeschluss am 15. März 2023 sind 13 Arbeiten eingegangen, aus denen die Jury die 3 Sieger ausgewählt hat:

 

1. Platz - Melanchthon Gymnasium Gerstungen:

Lehrer:  Frank Rudloff und Gabriela Schilg
Schüler: John Gliem, Yara El-Bakkal, Nele Baumgärtner, Tony Streich, Paula Blechschmidt, Elias Blechschmidt, Marek Wolf, Lilly Marten, Annelie Dietzel, Emilio Völzke, Klara Göpel (alle Klasse 9) und Leonie Schulz und Luise Knierim (Klasse 10)

 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9 und 10 des Melanchthon Gymnasiums Gerstungen haben gemeinsam mit ihren Lehrer Frank Rudloff und Gabriela Schilg eine bemerkenswerte Forschungsarbeit zu den in das Außenlager von Buchenwald in Abteroda deportierten Französinnen geleistet. Im Ergebnis der Arbeit ist eine Präsentation und ein Film entstanden. Die Schülerinnen und Schüler haben zahlreiche neue Informationen über die Frauen zusammengetragen und dabei auch französische Archive und Standesämter angeschrieben. Geburtsurkunden und Unterlagen aus der Zeit nach der Deportation werden die Archive der Gedenkstätten Buchenwald und Ravensbrück nunmehr bereichern. Sie sind nach Abteroda gefahren und haben sich vor Ort bei einer geführten Besichtigung einen Eindruck der Geschichte verschafft. Im Ergebnis dieses Besuchs ist zusätzlich noch ein Film entstanden, der vor dem Hintergrund eines aktuellen deutsch-französischen Chansons in besonderer Weise die Verflechtung von deutscher und französischer Geschichte und Gegenwart verdeutlicht. Die Projektbeteiligten haben zum Tag der offenen Tür in ihrem Gymnasium die Arbeit präsentiert und so einem breiten Publikum ein kleines Stück französischer Geschichte aus ihrem direkten Lebensumfeld bewußt gemacht.

Die Jury des Wettbewerbes zeichnet diese Arbeit mit dem 1. Preis aus.

 

2. Platz - Privatgymnasium Weinheim für Gaston Pourcelot (85260)

Der Beitrag von Janis Gillmann, Lucie Schuler und Julia Jensen zeugt von großer Tiefgründigkeit bei den Recherchen über Gaston Pourcelot und von herausragender Kreativität bei einer in jeder Hinsicht überzeugenden Darstellung der Projektergebnisse mit Hilfe eines im Stil des Computerspiels Minecraft entwickelten Films. Beeindruckend ist auch das sehr gute Niveau des Sprechers im Französischen.

Die Jury des Wettbewerbes zeichnet diese Arbeit mit dem 2. Preis aus.

 

3. Platz - Privatgymnasium Weinheim für Marcel Dartigues (38002)

Anna Dalichow, Luc Meyer, Laura Schoder und Frederic Wirths vom Privatgymnasium Weinheim haben für den Schülerwettbewerb Unsere Geschichte Bertrand Herz 2022/2023 über Marcel Dartigues und seine Deportation nach Buchenwald und Berga/Elster gearbeitet. Im Ergebnis ist ein sehr schönes "altes" Buch entstanden, dessen Seiten künstlich gealtert wurden und das Teile aus seinem Leben darstellt. Sie haben sich vorgestellt, dass die Witwe nach seinem Tod im Jahr 2013 dieses Buch findet und dass Marcel Dartigues einige Seiten des Buches während seiner Deportation geschrieben hat. Aber sie erklären auch, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt. Dennoch geben die Schülerinnen und Schüler in der Geschichte sehr präzise das Schicksal von Marcel Dartigues wieder, sein Engagement in der Résistance, seine Deportation im Dezember 1943 nach Buchenwald und später nach Berga/Elster sowie seine Rückkehr nach Samatan im Gers. Sie nutzen dafür biographische Angaben, die Unterlagen zur Deportation aus dem Arolsen-Archiv und einen Ausschnitt aus einer französischen Zeitung. Ergänzend haben sie ein Foto und eine Recherche über das Lager Berga/Elster hinzugefügt. Diese von der Jury als sehr gut bewertete Arbeit endet mit dem Wunsch von Marcel Dartigues, dass sich derartige Gräuel niemals wiederholen dürfen - die Schülerinnen und Schüler übernehmen damit das Anliegen, das Dartigues selbst viele Jahre lang französischen Grund- und Oberschülern immer wieder erklärt hat. Die Arbeit ist in einem sehr guten Französisch geschrieben, was für Schülerinnen und Schüler dieser Klassenstufe besonders hervorzuheben ist. Sie haben mit dieser Arbeit bewiesen, dass sie sich wirklich in das Schicksal von Marcel Dartigues hineingedacht haben, so dass die Jury sie mit dem 3. Preis auszeichnet.

 

Der Wettbewerb "Bertrand Herz" (1930-2021) Unsere Geschichte - Notre Histoire ist ein Projekt des Institut français Deutschlands (französisches Kulturbüro in Erfurt und die Attachée für Sprache und Bildung in Thüringen), der Botschaft Frankreichs in Deutschland und der Kommission für die Entschädigung der Opfer von Enteignungen (CIVS) in Verbindung mit dem Thüringer Bildungsministerium, dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung (ThILLM), der Gedenkstätte Buchenwald und den Arolsen Archives