arts de faire

Buchpräsentation mit Clara Denidet und Konstantin Meisel

24. November 2021
19:00

Veranstaltungs-Infos

Wenn die Alltagswelt zum Forschungsfeld wird. 

Clara Denidet (geb. 1991) studierte an der Haute École des Arts du Rhin und hatte bereits zahlreiche Ausstellungen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Sie lebt und arbeitet in Puisaye im Burgund. 2019 war sie Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg, deren Projekte das IF Stuttgart seit 1990 bzw. 1997 betreut. Derzeit stellen neun ehemalige Stipendiat*innen ihre Arbeiten in der Ausstellung „En noir ou blanc“ in den Räumlichkeiten des IF vor. 

Clara Denidets Arbeiten bedienen sich sowohl anthropologischer Forschungsmethoden als auch empirischer Do-It-Yourself Techniken. Sie versteht Umgebungen, Objekte und Praktiken als sichtbare Hinweise auf unsere individuellen und kollektiven Lebensstile. Dabei schenkt sie dem Unbemerkten besondere Beachtung: Sprachtaktiken, unbewussten Ritualen, abweichenden und neu erfundenen Bräuchen – allem, was sich am Rande der Wahrnehmung befindet. Die von ihr entwickelten Bilder, Objekte und Installationen versuchen diese Beobachtungen zu übersetzen und werden zu Werkzeugen oder Medien der Wissensvermittlung. 

Auch in ihrem Buch Façons de faire, einer Sammlung von poetischen Texten und Fotografien, stellt sie ein Universum vor, in dem sie anthropologische Forschung und empirische Basteleien miteinander verbindet.  

„Das Interesse, das ich dem entgegenbringe, was der Gegenstand sagt, lehrt mich Dinge. Es ist eine Form der dezentrierten Aufmerksamkeit, die darauf abzielt, diese Fähigkeit, ‚mit etwas umzugehen’, aufzuspüren. Wenn ein Gegenstand dazu verwendet wird, etwas zu tun, wofür er nicht vorgesehen war, etwas zu sein, was er nicht ist, wenn er zu einem Symbol, einem Werkzeug, einer Sprache oder einem Zeugen wird, wenn er weitergegeben, abgenutzt oder umgewandelt wird, dann ist er ein Fang. Die Alltagswelt, die Mikrogeschichte wird zu einem Forschungsfeld, in dem die Intuition zum Messinstrument, die Kunst zur exakten Wissenschaft wird.“ 

Die Publikation ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem Übersetzer Konstantin Meisel. Er wird an diesem Abend auch seine letzte Arbeit, die Übersetzung des anonym verfassten Romans Das Sägewerk (Wagenbach Verlag, 2020), vorstellen, den er aus dem Französischen ins Deutsche übertragen hat.  

Dieser Roman erzählt vom Inneren der Industrialisierung. In einer rohen, quasi unbehauenen, schneidenden Sprache handelt das Buch davon, wie sich Körper und Geist im Kontakt mit Dingen und Materialien verändern. 

Über den Autor ist nichts bekannt. Der Text wurde wohl schon 1953 geschrieben, aber erst 1975 durch den französischen Schriftsteller Pierre Gripari bei einem Schweizer Verlag veröffentlicht. Im Jahr 2013 kam es zu einer Neuausgabe, die mit dem Prix Mémorable ausgezeichnet wurde. 

Der Abend findet im Rahmen des Übersetzungsfestivals „Im Herzen der Gewalt“ statt. Am Vorabend der Langen Nacht der Übersetzung im Literaturhaus (25.11.). 

 

Moderation: Johanne Mazeau-Schmid / Caroline Grafe 

 

Eine Veranstaltung des IF Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem MWK Baden-Württemberg, dem CEAAC Straßburg, art3 Valence und der Kunststiftung Baden-Württemberg

Mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und der Baden-Württemberg Stiftung / Programm Nouveaux Horizons. 

24. November 2021
19:00